Opa Schaban aus Bogutevo, 105 Jahre alt in Lilyakovo
Nach Bogutevo und das benachbarte Lilyakovo begaben wir uns, als wir hörten, dass die Dorfweiler dort wie „hingeworfen“ pittoresk über den steilen Hänge liegen. Und dass es in diesen Dörfern noch alte erhaltene Steinhäuser gibt.
Über abschüssigen Wegen zwischen den Häusern erreichten wir den höchsten Punkt des Dorfes Bogutevo. Auf den Gassen trafen wir ein Mütterchen, das entzwei über den kurzen Reisigbesen gebogen, vor ihrer Pforte kehrte; andere, die Mörtel rührten, um die alten Hauswände zu kitten. Und einen alten Herd sahen wir auf der Straße, geschmückt mit kleinen Blumentöpfen und einem Teekessel. Als ob jemand kurz davor war, das Kochen wieder aufzunehmen.
Gerade dabei die Anhöhe dieser Dorfweiler zu erklimmen, verbellte uns plötzlich ein Karakachan-Hütehund mit voller Wucht. Während wir auf ihn beschwichtigend zuredeten, sahen wir den alten Opa, der vor einem verfallenen Steinhaus ruhig saß, fremd für alles um ihn herum. Er schaute mit einem abwesenden Blick in unsere Richtung, erst ganz ohne sich zu regen.
Anscheinend haben wir ihn etwas verblüfft, 7 Leute mitten im leeren Mittagsdorf, mit drei „nutzlosen“ Hündchen-Wolken, deren Fell voller Dornen ist, an den Leinen. Die uns obendrauf voller Kraft voraus ziehen, um von Opas Hütehund weiter weg zu kommen.
Beim dritten Guten Tag, mit noch lauterer Stimme ausgesprochen, sah und hörte man auch seine Reaktion: „Huch, was sind das denn für Hunde?“
– Wie heißt du, Opa?
– Schaban, bin 94 Jahre alt, bald 95. Im Monat September bin ich in diesem Haus, das letztes Jahr zusammenbrach, geboren. So jäh brach es zusammen, in einer Nacht.
Ich schaue mir seine, wie Bärentatzen großen Hände an, die sich einander in seinem Schoß festhalten und frage:
– Und Vieh, hast du auch Vieh?
– Ich habe – schmunzelt er, als es ihm endlich gelang, meine Frage zu hören. – Drei Katzen, das ist das eine Kleine.
Das Kätzchen will nichts von uns wissen. Opa Schaban fragt, ob wir neben der Mosche geparkt haben. Seit Jahren schaut er sie von oben an: „da mir die Beine nicht mehr gehorchen. So sind wir alle im Dorf, alle sind alt. Wir sitzen vor unseren Häusern in den Weilern. Wir beten oben, der Muezzin betet unten alleine in der Moschee. So ist es.“
Wir wünschen Opa Schaban einen guten Tag und Gesundheit. „Ah, ich bin recht gesund!“ – nickt Opa Schaban und bückt sich auf seiner Holzbank um nach uns Ausschau zu halten, wie wir uns auf die Wege nach unten entfernen.
Eine lächelnde Frau treffen wir eine Pfadkurve weiter, mit Oregano und Brennholz auf den Arm. Sie lächelt freundlich über das ganze Gesicht, vom einen bis zum anderen Rand ihres Kopftuches. Die Frau schickt uns nach Studenets, falls wir saubere Kräuter pflücken möchten. Sie ist auch wie Opa Schaban in diesem Dorf geboren und hat ihr Leben hier verbracht, sagt sie.
Wie ist es möglich dein ganzes Leben da zu verbringen, wo du geboren wurdest? – wundert sich unsere Tochter. Anscheinend geht es gut 🙂
Bei einigen Waffeln und kaltem Wasser, gekauft im Dorfladen, der „nur bis drei“ arbeitet, plauderten wir mit der Verkäuferin. Kaum waren wir weg, hörten wir wie sie ihrerseits die andere wissbegierige Straßenseite informiert: „Sie sind aus Varna, München und Kosovo, ihre Hunde auch“. 🙂 🙂 🙂
Das Bergdorf Lilyakovo zog uns als nächstes an. Wir wollten wissen, wo die Straße zu Ende geht. Ein Paradies!
Das Dorf hat jetzt 20 Einwohner, die in den auf den steilen Hängen gelandeten Häusern leben. Alle im hohen Alter, mitten in ordentlich gepflegten blühenden Gärtchen alternd. Der Bürgermeister erzählte uns, dass sie im Dorf vergangenes Jahr eine Hundertjährige hatten. Die Oma war 105.
Hier sind wir zwei, mitten in diesem Naturgobelin aus Wiesen und Hängen feiern wir laufend unseren 21 Hochzeitstag.
Einen Spaziergang nach Bogutevo und Lilyakovo empfehle ich heiß!!