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Die fliegenden Menschen, Blago und Vesta, und Live aus einem Storchennest in Banichan

Im Dorf Banichan ertönt der Klang einer alten Kirchenglocke, eine von den Damaligen, die man aus Edelmetallen goss. Wenn du diesen Klang hörst und dein Ohr es gewohnt ist, kannst du erkennen aus welcher Kirche im Dorf die Glocke ist, erzählt mir Rumi Djibova vom Kulturhaus Izgrev. Und noch, der festliche Glockenschlag ist wohltuend, das Zuhören verlängert das Leben des Menschen.

Das Dorf Banichan ist das reichste an Storchennestern Dorf in Bulgarien. Man erzählt mir, dass der Storch ein Indiz für saubere Natur ist. „Und wir sind auch so gütig, darum kommen sie zu uns“ – lacht eine Frau im Dorf. Über 20 Nester sind bevölkert, und auf dem so genannten Boulevard der Storche im Dorf wohnt auf jedem Strommast eine Storchenfamilie.

Die Mission des Kulturhauses für den Schutz dieser prächtigen Vögel ist ein Beispiel für Güte. Jeder, der möchte, kann für den Aufbau eines Gestells helfen, der das Nest weit vom Strom abhebt. Und dem Storchenpaar Namen geben und sie auf einem Schild am jeweiligen Mast aufschreiben lassen. Jedes Jahr kehrt das Paar zurück, brütet wieder im gleichen Nest und zieht dort ihre Kinder auf. Bevor Eltern und herangewachsene Störche sich zusammen auf den langen Weg in den Süden begeben.

„Damit möchten wir zeigen, dass es jemanden kümmert, wie es den Störchen geht, dass jemand sie liebt. Wir schreiben seinen Namen als Pate auf, und jedes Jahr schlüpfen und wachen in dem vom Paten geschützten Nest 3-4 Storchenbabys.“ In einem nahe gelegenen Dorf nahm vor einiger Zeit eine grausame Menschenhand das Leben eines Storches. Einfach so, grausam. Möge sich das nie wiederholen, wünscht sich Rumi.

Mit Freude suche ich mir ein ungeschütztes Nest aus, dieses eine, das Erste auf dem Boulevard der Störche.

Ich erfreue mich des Anblicks der kleinen Babyfigur darin, die fleißig fliegen übt. Ich wünsche, dass die Eltern gesund sind, ihnen ihre Flüge gelingen, und dass sie Blago und Vesta heißen. Hoffentlich mögen sie ihre Namen – ich benenne sie mit dem alten slavischen Namen Blago, was ein guter, milder Mensch heißt, und der Göttin des Hausfeuers und der Wohltätigkeit – Vesta. Und ihre Babys, sie sollen alle blago-vestchen (gute Nachrichten) heißen.

Rumi erzählt mir die Legende vom verzauberten Menschen, der in einem Storch verwandelt wurde. Hört ihr euch sie an mit ihren Worten:

„Damals war der Storch ein Mensch und er sagte ständig zu Gott, er wäre sein treuster Diener. So entschied Gott ihn auf die Prüfung zu stellen. Er gab ihm eine schöne bunte Truhe und bestellte dem Menschen damit die Hügel zu erklimmen.
– Eine Bedingung habe ich allerdings – sagte Gott – mach die Truhe nicht auf bevor du die Hügel erklommen hast.
Der Mensch machte sich auf den Weg, es war steil und schwierig. Und er dachte bei sich:
– Warum habe ich mir das bloß eingebrockt?!
Der Gipfel war bereits zu sehen, der Mensch gönnte sich eine Pause, setzte sich hin und wunderte sich:
– Jetzt bin ich doch fast oben. Was habe ich denn so schweres getragen, ich schaue mal kurz nach.
Er machte die Truhe auf, und aus der Truhe sprangen Schlangen, Frösche, Eidechsen heraus. Der Mensch versuchte schnell zuzumachen, alle aufzusammeln, vergeblich. Dann trug er die Truhe doch bis zum Gipfel, wo Gott vor ihm erschien und so zu ihm sprach:
– Warum sagtest du, dass du mir treu bist? Hier, du hast versprochen nicht aufzumachen, aber du hast in die Truhe geschaut. Jetzt, als Strafe, werde ich dich in einen Storch verwandeln. Und erst wenn du alle Frösche, Schlangen und Eidechsen dieser Erde aufgesammelt hast, erst dann wird der Zauber erlöschen und du dich wieder in einen Mensch verwandeln.“
So fliegen sie bis heute über unseren Gebieten, die verzauberten Menschen-Störche.“

Auf die Internetseite des Kulturhauses Izgrev könnt ihr jederzeit live sehen was im Nest dem Storchenpaar Izgrev und Proletka in Banichan geschieht,  adoptiert von einem Ehepaar aus Japan: https://www.ipcamlive.com/5e69e6a80d3d1

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