Filz und Leder – ich bin so reich!
Vor über 1000 Jahren brachten die Ungarn aus Asien ein einzigartiges Geschick im Umgang mit Leder mit. Istvan Vidak und Mari Nagy, berühmte ungarische Filzer und Erkundungsreisende auf den Spuren des Filzens auf der Welt, erzählen in ihrem Buch über historische Schweißdecken für Pferderücken aus Mittelasien, Kasachstan, Kirgistan, sowie Filzdecken, Bekleidung, Stiefel aus der Türkei, Transsylvanien und dem Kaukasus. Über die hohe Kunst der Arbeiten aus Filz und Leder, die diese Völker beherrschten. Ein Zauber lebt für mich in der Geschichte der Handwerke inne, und die harmonische Kombination von Filz und Leder ist das, was mich begeistert noch mehr zu lernen!
Die Filzmeisterin Annemie Koenen, die bei Istvan und Mary in Ungarn diese Technik erlernt hatte, brachte uns in einem langen wunderbaren Onlinekurs ihr reiches Wissen bei.
Ich bin eine Glückliche das zu können! Dazu könnte ich noch ein Lied von einer stabilen Menge an Arbeit, Finger und Zähne singen – filzend, flechtend, festziehend, und hier und mit einem leisen Aufschrei von der Ledernadel getroffen (die an sich ein pures Messer ist).
Unsere Erkundungsreise rund um meinen Lieblingsranzen geht los – gerne könnt ihr mir folgen 🙂
Im Filz habe ich die Farben der Sonnenaufgänge über dem Varnaer Strand Asparuchovo, meinen Meerestraum, gezeigt. Eine alte geschnitzte Holztruhe aus Kirgistan inspirierte mich mit ihren Mustern. Dann wanderten diese Bilder ihren freien Weg durch meinen Kopf und ergaben andere Muster als die kirgisischen – diesmal aus Ziegenleder, sehr schön und meins.
Der Ranzen hat zwei Klappen, so dass man ihn auf beiden Seiten tragen kann. Hier die Seite mit der kleinen Klappe:
Und hier die große Klappe:
Für sie habe ich einen charmanten Lederknopf geflochten:
Um den Knopf schmiegt sich eine aus vier Lederschnüren geflochtene Schlinge. Die Kombination aus rot und dunkelbraun ist wie ein Magnet für meine Augen:
Die Ausarbeitungsweise des Ranzenbodens ist besonders spannend. Ein Höhepunkt ist das Ausschmücken des Bodens mit Stickerei, Ziegenleder und schönem Geflecht durch die Schichten Filz und Leder. Ledermasche für Ledermasche.
Alle Schnüre enden mit geflochtenen Kugeln, wie kleine Kirschen sehen sie aus:
Der besondere Ranzenboden macht ihn formstabil. Ich habe auch eine große Innentasche eingefilzt und mit Leder verstärkt. In der Hoffnung, das ich besser Ordnung darin halten kann 🙂 (wohl kaum)
Wunderschön sind die erlernten Möglichkeiten Schnüre durch den Ranzen zu ziehen – die moderne Variante – mit Nieten:
Und die traditionelle uralte und weise Methode, die aus Mittelasien stammt – mit dem Einnähen von Lederkreisen auf die eine Seite und ihr Durchziehen auf die andere Seite des Filzes. Das macht die kleinen Löcher reißfest.
Ich bin reich, so reich! An Wissen und Begeisterung!