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Über das märchenhafte Städtchen Monschau

Monschau ist ein historisches Städtchen nahe der belgischen Grenze mit alten Barock- und Fachwerk-Häusern und engen Kopfsteinpflasterstraßen. Es wahrt die Erinnerung an ein Handwerk, das es weltberühmt machte.

Das Verspinnen, Färben und Weben feinster Wollstoffe trug seinen Ruhm durch die ganze Welt. Der reiche Textilfabrikant Johann Scheibler lebte im sogenannten Roten Haus, das am Ende der Gasse zu sehen ist.

In der frühen Stunde sind wir die ersten Touristen im Haus. Masken an und los zur Besichtigung.

Das Haus ist wunderschön eingerichtet. Die luxuriösen antiken Möbel, Porzellan und kleine feine Gegenstände, die an die Besitzer des Hauses erinnern, sind ein Genuss für die Augen.

Bei diesem Bild lachten wir, da es so aussieht als ob die Dame eine Maske unter dem Kinn trüge. Das Haus ist 1752 erbaut worden, wer weiß schon was sie damals hatten.

Das Rote Haus ist bekannt für die schwere mit Schnitzereien geschmückte Wendeltreppe aus Eichenholz. Die Treppe schlängelt sich frei bis zur vierten und letzten Etage. Sie ist nicht an den Wänden befestigt, ein wahres Meisterwerk der Architektur.

In der Küche beeindruckt uns die riesige Feuerstelle und ein Kupferkästchen, wahrscheinlich für die Löffel, auf dem ein Tragejoch abgebildet ist.

Eine winzige Kreuzhaspel für Wolle schmückt den Tisch in einem der Zimmer.

Die schwere Eingangstür, die breit geöffnet ist, um Aerosole zu verjagen, begeistert mich mit ihrer feinen  Ausschmückung. Die Sonne leuchtet und ist wie in Bewegung.

Das Rote Haus war das Repräsentationshaus der Familie, Lager und Fabrik für das Färben von Garnen und Wollgewebe. Es ist am Bach erbaut, dessen Wasser kristalklar ist, ohne Kalkspuren. Diese Tatsache war ausschlaggebend für das wunderbare Färberergebnis.

Über Antwerpen und Rotterdam importierte Familie Scheibler die Wolle der spanischen Merino-Schafe. Nach der Verarbeitung verwandelte sich die Wolle in feinste Stoffe, geschätzt und gekauft auf der ganzen Welt.

In den Büchern des Fabrikanten sieht man die damals benutzten Färbermaterialien aufgelistet. Ich kann Alaun, Curcuma, Coschenille, Sumach, Krapp, Blauholz, Weinstein, Pottasche u. a. lesen.

Ausgestellt sind auch Proben der Garnfärbungen, samt Rezepten. Das ist sehr spannend für mich.

Und das ist das Musterbuch vom Fabrikanten Johann Scheibler, der Besitzer des Roten Hauses. Berühmt sind die bunten Designs, die in seiner Fabrik erschaffen und gewebt wurden. Zwei bis maximal verschiedene Wollsorten wurden gefärbt und so zusammen gesponnen, dass die Muster, die sich beim Weben automatisch ergeben im Voraus überlegt und ausgerechnet waren. Die beliebtesten waren die Muster mit Pünktchen, sowie die Streifen- und ungleichmäßige-Linien Muster. Sie trugen weit den Ruhm des Fabrikanten, als ein wahrer Meister des feinen Geschmacks, was Farben und Formen betrifft.

Holland, Spanien, Portugal, Polen, Rußland, die Harems in der Türkei, ja, gar Ägypten und Persien wetteiferten darum bei Scheiblers in Monschau Stoffe zu bestellen. Für Herrn Scheibler und seine Söhne arbeiteten über 6000 Angestellte. So verwandelte sich zwischen 1770 und 1790 das einst arme Städtchen Monschau in ein aufblühendes Zentrum des Textilhandwerks.

 

Heute ist Monschau sehr beliebt für romantische Spaziergänge. In der jetzigen Situation kommen die Belgier und Holländer nicht. Die Straßen sind zu ruhig, es fehlt das emsige Treiben der Fotoapparate.

 

Darum, mit Anna in den Armen (die sonst in einem Kästchen mit mir fährt), machten wir gemütlich Bilder, das Städtchen als Hintergrund nutzend.

Klar habe ich einige verdutzte Blicke seitens Passanten empfangen, aber das ist nicht schlimm. :)Hauptsache wir sind glücklich, und wir sind es.

Tschüß, wunderschönes Monschau. Jetzt werden wir einige Zeit nicht reisen, aber die Erinnerung an unterwegs wird mich wie der Schal von Anna wärmen, ja. 🙂

 

 

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