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Freilichtmuseum Hohenfelden – Schäfer, Häuschen, Schellen und Stöcke

Ich könnte in einem Freilichtmuseum mein Leben verbringen! Überall wo wir sind, suche und besuche ich eins. So kam ich neulich zum Glück, im Thüringischen die Schafausstellung, den kleinen „Kramladen“ und die Dorfschule aus dem Ende des 17. Jahrhunderts sehen zu können. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen! Hier ist die „Schafgeschichte“ 🙂

Gemeinschaftliche Schafherden gab es in Thüringen bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Hirte oder „Huthmann“ kam üblicherweise nicht aus dem Ort, sondern wurde von Lichtmess (2. Februar) an für ein Jahr zum Dienst verpflichtet. Sein Vertrag war auf maximal 5 Jahre verlängerbar.
Die Hirten bekamen ein kleines Haus im Dorf zugewiesen.


Die kleine Stube war der einzige beheizbare Raum im Haus.


Dahinter lag eine kleine karge Schlafkammer und eine Küche mit einer offenen Feuerstelle, die auch den Stubenofen beheizte.

Der ständige Ortswechsel verhinderte, dass der Hirte und seine Familie irgendwo heimisch werden konnten. Deshalb schlossen sich die Hirten untereinander zusammen. Hirtensöhne wurden wieder Hirten, Hirtentöchter heirateten Hirten, Hirtenkinder hatten Hirten als Paten. Im Winter gehörte zu ihren Aufgaben, dass sie als Nachtwächter dem Dorf dienten und den gemeindeeigenen Schafbock in ihrem Stall beherbergten.

Zum Übernachten auf den Feldern, da wo die Herde eingepfercht war um zu weiden und zu düngen, stand dem Schäfer der Pferchwagen zur Verfügung. Die älteren Wägen waren schmal und niedrig, in die der Schäfer mit den Beinen zuerst hineinkroch. Dieser hier ist ein neueres Modell, darin ist sogar Platz für ein Regal:

In vielen Gegenden der Welt ist es üblich, den Weidetieren Glocken anzubringen. So weiß der Hirte, wo sich seine Tiere befinden und kann entlaufene Tiere leichter finden. Auch die Tiere selbst orientieren sich am Klang des Geläutes ihrer Herde. Die Glocken sind unterschiedlich groß (7-14 cm) und in der Tonhöhe aufeinander abgestimmt, damit sich ein harmonischer Zusammenklang ergibt. Sie wurden aus Eisenblech handgeschmiedet.

In Thüringen trugen die Schafe ihre Schellen nur selten an einfachen Lederbändern. Weit verbreitet waren hölzerne Schellenbögen, die sogenannten Kanfen. Viele Schäfer verzierten diese  Bögen mit großem Geschick durch einfache Kerbschnitzereien und farbige Bemalung.

Interessant sind auch die an den Schäferstäben angebrachten Schäufelchen. Mit Hilfe der Schaufel kann der Schäfer zusätzlich Weidenpflege betreiben, z.B. Disteln stechen, oder ein Schaf durch das Werfen von Erde zurück zur Herde treiben.

In Thüringen, wie in Deutschland üblich, wurden die Schafe einmal im Jahr geschoren. Einige Tage vor der Schur (üblicherweise im Mai) wusch man früher die Schafe in Teichen, gestauten Bächen, oder kleinen Flüssen, um die Wolle schon grob zu reinigen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die geschmiedete Schafschere durch die Schurmaschine verdrängt. Damit brauchte ein Scherer ca. 3 min. um ein Schaf zu scheren, von Hand dauerte es dagegen etwa sechsmal so lange.


Auf großen Wollmärkten in Gotha, Erfurt und Weimar u.a. wurde die Wolle verkauft und weiterverarbeitet. Die geschorene Wolle wurde mit Hilfe von Wollkämmen gekämmt, um die Fasern zu ordnen. Anschließend wurde die Wolle gefilzt oder versponnen, dann verstrickt oder verwebt.


In Thüringen wurde das Merinolandschaf gezüchtet, das jährlich durchschnittlich 4,5 kg Wolle liefert, etwa 1 Drittel mehr als bei traditionellen Rassen.

Ein tolles Museum mitten in Feldern und Wiesen. Bald erzähle ich über den kleinen Dorfladen und die alte Schule im Museum 🙂

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